Nachsorgeklinik Tannheim

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Patienten in Not: Nachsorgeklinik Tannheim kämpft gegen Platzmangel

SÜDKURIER – 5. Februar 2024 – in Auszügen veröffentlicht

Viele Familien müssen lange warten: Oft ein Jahr oder gar zwei dauert es, bis sie einen Reha-Platz in der Nachsorgeklinik Tannheim bekommen. Das soll sich durch mehr Therapieplätze ändern.

Die Nachsorgeklinik Tannheim will die Kapazitäten erhöhen. Deswegen planen die beiden Geschäftsführer Thomas Müller (oben) und Roland Wehrle einen Erweiterungsbau mit Appartements für Patienten | Bild: Kinderklinik Tannheim/Cornelia Putschbach

Die Situation ist zunehmend unerträglich. Familien müssen auf einen Reha-Platz in der Nachsorgeklinik Tannheim mindestens ein Jahr, oft aber auch bis zu zwei Jahre warten. Dringend notwendige Therapien können deshalb nur spät oder auch gar nicht erfolgen. Zur Verbesserung der Lage will die Nachsorgeklinik erweitern.

Die Nachsorgeklinik Tannheim steht für das Konzept der familienorientierten Nachsorge. Mediziner und Therapeuten wissen: In aller Regel heißt der Patient Familie. Nicht nur, dass schwere Erkrankungen die Kinder selbst treffen. Das Familienleben in all seinen Bereichen wird überschattet. Eltern und die Geschwisterkinder funktionieren oft nur noch irgendwie. Deshalb brauchen sie unbedingt Unterstützung. In der Nachsorgeklinik Tannheim gibt es Therapieplätze für die familienorientierte Reha, aber bei Weitem nicht genug. Das zeigen die viel zu langen Wartezeiten. Für Familien mit krebs-, herz- und mukoviszidosekranken Kindern ist die Reha ebenso wichtig, wie für verwaiste Familien.

Vor allem im Bereich der Reha für verwaiste Familien ist das, was die Klinik anbieten kann, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Einzig im Bereich der Reha für Jugendliche sind die Wartezeiten mit wenigen Wochen oder Monaten im akzeptablen Bereich. „Wir sehen die Verpflichtung, im Rahmen des Möglichen etwas gegen diese Zustände zu machen“, betont Geschäftsführer Roland Wehrle. Tatenlos zuzuschauen, das ist nicht das Ding der Tannheimer Nachsorgeklinik.

An der Stelle auf dem Klinikgelände, an der schon bald die neuen Gebäude der Nachsorgeklinik entstehen sollen, zeigen die beiden Geschäftsführer Thomas Müller und Roland Wehrle (von links), was geplant ist. | Bild: Cornelia Putschbach

Für rund 100 betroffene Familien mehr pro Jahr will man in Tannheim jetzt Therapieplätze schaffen. Zudem sollen im Rahmen der Reha27plus zusätzlich 60 weitere Patienten nach Tannheim kommen können. „Das ist noch eine relativ junge Behandlungsgruppe“, erläutert Roland Wehrle weiter. Diese Patienten seien früher oft im Kindes- und Jugendlichenalter gestorben. Heute machen es Therapien und Medikamente vielfach möglich, dass sie älter werden und zusammen mit einem Partner sowie Kindern zur Reha nach Tannheim kommen möchten.

Die Nachsorgeklinik Tannheim bei Villingen-Schwenningen möchte mehr Therapieplätze schaffen und plant deshalb einen Erweiterungsbau einem Bereich der heutigen Parkplätze. | Bild: Ambrosius, Andreas

„Die Implementierung der familienorientierten Reha in die Gesetzgebung des Bundes lässt die Nachfrage weiter steigen. Zudem kämpfen wir noch immer mit den Folgen der Pandemie als weniger Rehas stattfinden konnten. Wir müssen wahnsinnig viele Familien enttäuschen, weil wir nicht genügend Therapieplätze zur Verfügung stellen können“, ergänzt Geschäftsführer Thomas Müller. Mit der Erweiterung wird die Nachsorgeklinik Tannheim an die Grenze des Machbaren gehen. „Wichtig ist uns dabei aber, dass wir die Atmosphäre des Hauses erhalten. Dass wir keine Anonymität ins Haus bringen. Die Mitarbeiter sollen die Familien noch kennen. Und auch die Familien untereinander sollen weiter engen Kontakt haben und sich austauschen können. Das ist Kern unserer medizinisch-therapeutischen Arbeit“, betont Thomas Müller.

Die Nachsorgeklinik Tannheim will die Kapazitäten erhöhen und plant einen Erweiterungsbau mit Appartements für Patienten, so sieht der Entwurf dazu aus. Derzeit gibt es lange Wartelisten für Patienten und deren Familien. | Bild: Nachsorgeklinik Tannheim

Gebaut werden wird ein Apartmenthaus mit zusätzlichen Apartments und Therapieräumen. Weil für die Erweiterung Parkplätze weichen müssen und für mehr Patienten zwangsläufig auch mehr Parkplätze benötigt werden, soll zudem ein Parkdeck mit über 60 Stellplätzen entstehen. Damit sich dieses in die Landschaft am Rand des Klinikgeländes einfügt, wird es teils in den Boden eingelassen. Die weiteren Parkdecks bleiben offen oder werden mit Holz verkleidet. Baubeginn soll Frühjahr 2024 sein.

So soll das geplante Parkhaus bei der Nachsorgeklinik Tannheim aussehen. | Bild: Kinderklinik Tannheim

Alle Bauvorhaben erfolgen im Rahmen des bereits ausgewiesenen Baufensters. Damit können die Bauvorhaben schneller voranschreiten. Sie sollen aber vor allem auch aus Umweltschutzgründen den Flächenverbrauch in Grenzen halten, erläutert Thomas Müller.

Eine weitere Herausforderung werden die neuen Therapieplätze für die Personalentwicklung der Nachsorgeklinik sein. „Wie für alle anderen Einrichtungen ist es natürlich aktuell auch für uns schwierig, gutes Personal zu finden“, bestätigt Thomas Müller. Man sei deshalb dabei, die Belegschaft sukzessive aufzubauen. Die Klinik geht auch diese Frage mit dem notwendigen Weitblick an und treibt die Personalentwicklung voran, betont Thomas Müller. Als ein Beispiel dafür nennt er die enge Zusammenarbeit mit Ausbildungsstellen wie zum Beispiel den Hochschulen.

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  1. Februar 2024

Das neue Kinderhaus der Nachsorgeklinik Tannheim ist eröffnet

Cornelia Putschbach – Südkurier – in Auszügen übernommen

Die Nachsorgeklinik in Tannheim eröffnet ihr neues Kinderhaus. Spenden der Leser des SÜDKURIER haben zu einem ganz großen Teil dazu beigetragen, dass diese dringend benötigte Erweiterung der Klinik gebaut werden konnte.

Mit einem beherzten Schnitt durchtrennen kleine Patienten der Nachsorgeklinik Tannheim bei der Eröffnung des neuen Kinderhauses das rote Band. Mit ihnen freuen sich (hinten von links) Andreas Küchle und Vorstandsvorsitzender Martin Buch von der Sparda Bank, Geschäftsführer Roland Wehrle, der ärztliche Direktor der Nachsorgeklinik Tilman Eberle, Andreas Ambrosius, Mitglied der Chefredaktion des SÜDKURIER, Inneneinrichter Robert Dauwalter, Geschäftsführer Thomas Müller und Ute Löschel, Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung der Klinik (rechts). | Bild: Cornelia Putschbach

Lange hat man bei der Nachsorgeklinik in Tannheim auf das neue Kinderhaus hingefiebert. Dringend wurden neue Gruppen- und auch Therapieräume benötigt. Jetzt ist es endlich soweit: Das Kinderhaus, zu dessen Bau die Leserinnen und Leser des SÜDKURIER mit ihren großzügigen Spenden einen erheblichen Teil beigetragen haben, ist in Betrieb.Zur Einstimmung auf die Eröffnung gab es zunächst im Kaminraum der Klinik, einem beliebten Treffpunkt für die Patienten, ein eigens getextetes Luftballonlied zu Ehren des neuen Kinderhauses.

Die Begeisterung für diesen Meilenstein in der Weiterentwicklung der Nachsorgeklinik Tannheim war deutlich zu spüren. Mit dabei waren auch Vertreter der Unterstützer der Klinik, so auch für den SÜDKURIER Andreas Ambrosius, Mitglied der Chefredaktion. Auf mehr als 500 Quadratmetern Nutzfläche verfügt die Nachsorgeklinik in Tannheim künftig über zwei neue Gruppen- beziehungsweise Therapieräume, einen dritten flexibel nutzbaren Raum, eine neue Holz-Therapie-Werkstatt und die dazugehörigen Sanitärräume.

Zentral zwischen den Hauptgebäuden gelegen und an das Haupthaus angebunden ließ man das Kinderhaus zu einem großen Teil im Erdboden verschwinden. Es wurde im Wesentlichen unter das umgebende Bodenniveau abgesenkt und unterirdisch in das Gelände eingebaut – und bekommt dennoch viel Tageslicht.

Die Apartments der Patienten, andere Therapieräume und auch die medizinische Abteilung sind durch die zentrale Lage des neuen Kinderhauses einfach zu erreichen. Mit 1,8 Millionen Euro Kosten rechnete man zunächst. Doch seit der ersten Planung sind in schwieriger Zeit die Baukosten, die Kosten für Baumaterialien, für Handwerksbetriebe und die Energie explodiert. 3,3 Millionen Euro musste die Klinik letztlich investieren.

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CLAUDIA PUTSCHBACH, Südkurier 13. Januar 2024

Er hat nur ein halbes Herz. Trotzdem liebt Joris (14) das Schwimmen, Bouldern und auch Handball

Der Aufenthalt in der Nachsorgeklinik in Tannheim ist für Familie Holst eine wichtige Pause im Alltag. Das ganzheitliche Konzept der Reha im Schwarzwald bedeutet für Eltern und Kinder viel.

Zielstrebig visiert der 14-jährige Joris die Billiardkugeln an. Das Spiel ist nur eine von etlichen anderen Beschäftigungen, denen er in der Nachsorgeklinik Tannheim während der Familienreha nachgeht. | Bild: Cornelia Putschbach

800 Kilometer Anfahrt zur Nachsorgeklinik in Tannheim liegen hinter Familie Holst aus dem schleswig-holsteinischen Norderstedt. Bereits zum dritten Mal sind die Eltern Meike und Patrick mit ihrem Sohn Joris und auch den beiden Schwestern Hedi und Juna zur Reha in den Schwarzwald gekommen. Das hat einen guten Grund. Joris kam vor 14 Jahren mit einem hypoplastischen Linksherzsyndrom zur Welt. Vereinfacht erklärt, hat sich bei ihm in der Schwangerschaft die linke Herzhälfte, die im Blutkreislauf eigentlich den Körper mit dem sauerstoffreichen Blut versorgt, nicht ausgebildet. Eine seltene Laune der Natur, die Joris nur durch drei Operationen am offenen Herzen bereits im frühsten Säuglingsalter überleben ließ, die erste im Alter von drei Tagen.

Die Eltern Meike und Patrick Holst genießen mit ihren Kindern Juna (von links), Joris und Hedi den Aufenthalt in der Nachsorgeklinik in Tannheim. | Bild: Cornelia Putschbach

Den Medizinern gelang es, in seinem Körper einen sogenannten Fontankreislauf herzustellen, der das Blut auch ohne die zweite Herzhälfte so durch den Körper strömen lässt, dass er mit dem notwendigen Sauerstoff versorgt wird. Ein Problem kann aber ein dabei entstehender, für einzelne Organe, insbesondere die Leber, zu hoher Blutdruck sein.

Der Fehler an Joris Herzen sei bereits während der Schwangerschaft festgestellt worden, erzählt die Mutter. Für beide Eltern bedeutete die damit verbundene Sorge um ihr Kind von Beginn an eine enorme psychische Belastung.

Joris ist meinem schweren Herzfehler auf die Welt gekommen. Bereits sehr früh wurde er mehrfach am offenen Herzen operiert. Heute geht es ihm weitgehend gut. | Bild: Cornelia Putschbach

Joris spielt sogar Handball

„Ich selbst spüre gelegentlich zum Beispiel beim Treppensteigen, dass ich außer Atem komme“, beschreibt Joris was er selbst im Alltag als Problem wahrnimmt. Im Grunde genommen geht es ihm aber gut.

Sogar Handball kann er spielen. Nicht unter dem Leistungsgedanken, aber im Sinne des Mannschaftssports ist das für ihn wichtig. Die Mannschaft habe einen tollen Trainer, der sehr viel Verständnis für Joris Situation habe, freuen sich auch die Eltern. Außerdem stehen Bouldern und Schwimmen bei Joris hoch im Kurs.

Es ist der dritte Besuch in der Nachsorgeklinik Tannheim

Zum ersten Mal kam Familie Holst in die Nachsorgeklinik Tannheim als Joris neun Monate alt war. Dem folgte ein Aufenthalt kurz vor der Einschulung und jetzt noch ein letztes Mal als Familie. Weitere Rehas wären altersbedingt nur noch für Joris alleine möglich.

Dabei sind die Aufenthalte für die gesamte Familie immens wichtig. Neben den Optionen, welche die Fachleute im medizinischen und psychosozialen Bereich bieten, haben Eltern und Kinder hier die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Familien und auch mit Patienten der jungen Reha, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es sei beruhigend zu sehen, dass die Begleitung für Joris auch in den kommenden Jahren weiter gehen könne, so die Mutter.

„Die Reha in Tannheim verfolgt ein komplett ganzheitliches Konzept, für jetzt, für den Alltag und für später“, sagt Meike Holst. Das sei für sie enorm wertvoll. Jedes Alter des Kindes brauche andere Informationen und Überlegungen. Immer gleich ist aber die psychische Belastung verbunden mit der Hoffnung, dass es Joris auch künftig so gut geht wie heute.

Hedi (von links), Joris und Juna, die drei Kinder der Familie Holst, können in der Nachsorgeklinik Tannheim ebenso wie ihre Eltern zur Ruhe kommen und Neues ausprobieren. | Bild: Cornelia Putschbach 

Während des Aufenthalts in Tannheim müsse man sich bei Gesprächen „nicht groß erklären“, zeigt Patrick Holst einen Aspekt der Reha auf. Zum einen seien die Mitarbeiter der Nachsorgeklinik besonders im Thema, zum anderen kennen alle Familien die Sorgen, die man sich um sein Kind mache.

Hier dreht sich einmal nicht alles um die Krankheit

Die Reha biete für die Familie zudem die so wichtige Möglichkeit einmal zur Ruhe zu kommen. Hier könne man auch mal Dinge ausprobieren, für die im Alltag keine Zeit sei. Das gilt für die Eltern, die es zum Beispiel genießen im nahen Wald beim Nordic Walking unterwegs zu sein oder gemeinsam zum in der Klinik angebotenen Paartanz und zum Bogenschießen zu gehen.

Am Billiardtisch in der Nachsorgeklinik Tannheim sortiert der 14-jährige Joris die Kugeln für ein kurzes Spiel mit seinen Geschwistern. | Bild: Cornelia Putschbach

Im Alltag dreht sich in betroffenen Familien oft ganz vieles um das kranke Kind. Die Geschwister müssen zwangsläufig immer mal wieder zurückstecken. Bei der Familienreha in der Nachsorgeklinik Tannheim ist auch für Hedi und Juna, die Schwestern von Joris, einiges geboten. Die Mädchen klettern gerne oder gehen auch zum Reiten und Schwimmen. Der Kontakt mit anderen Kindern und Jugendlichen ist hier völlig unkompliziert. Schnell entwickeln sich auch für die Geschwister Freundschaften.

Familie Holst ist enorm dankbar, für das, was die Nachsorgeklinik in Tannheim ihnen bietet. Ihre Erfahrungen decken sich mit den Empfehlungen, die sie schon früh bekamen. Die Nachsorgeklinik in Tannheim sei für Familien die beste Klinik in Deutschland. Die Erfahrung will Familie Holst gerne teilen und mit dem Erzählen ihrer Geschichte für diesen Bericht der Klinik auch etwas zurückgeben.

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CLAUDIA PUTSCHBACH, Südkurier 19. Januar 2024

Die Kinder durchtrennen das rote Band: Das neue Kinderhaus der Nachsorgeklinik Tannheim ist eröffnet

Die Nachsorgeklinik in Tannheim eröffnet ihr neues Kinderhaus. Spenden der Leser des SÜDKURIER haben zu einem ganz großen Teil dazu beigetragen, dass diese dringend benötigte Erweiterung der Klinik gebaut werden konnte.

Mit einem beherzten Schnitt durchtrennen kleine Patienten der Nachsorgeklinik Tannheim bei der Eröffnung des neuen Kinderhauses das rote Band. Mit ihnen freuen sich (hinten von links) Andreas Küchle und Vorstandsvorsitzender Martin Buch von der Sparda Bank, Geschäftsführer Roland Wehrle, der ärztliche Direktor der Nachsorgeklinik Tilman Eberle, Andreas Ambrosius, Mitglied der Chefredaktion des SÜDKURIER, Inneneinrichter Robert Dauwalter, Geschäftsführer Thomas Müller und Ute Löschel, Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung der Klinik (rechts). | Bild: Cornelia Putschbach

Lange hat man bei der Nachsorgeklinik in Tannheim auf das neue Kinderhaus hingefiebert. Dringend wurden neue Gruppen- und auch Therapieräume benötigt.

Jetzt ist es endlich soweit: Das Kinderhaus, zu dessen Bau die Leserinnen und Leser des SÜDKURIER mit ihren großzügigen Spenden einen erheblichen Teil beigetragen haben, ist in Betrieb.

Zur Einstimmung auf die Eröffnung gab es zunächst im Kaminraum der Klinik, einem beliebten Treffpunkt für die Patienten, ein eigens getextetes Luftballonlied zu Ehren des neuen Kinderhauses.

Die Begeisterung für diesen Meilenstein in der Weiterentwicklung der Nachsorgeklinik Tannheim war deutlich zu spüren. Mit dabei waren auch Vertreter der Unterstützer der Klinik, so auch für den SÜDKURIER Andreas Ambrosius, Mitglied der Chefredaktion. Auf mehr als 500 Quadratmetern Nutzfläche verfügt die Nachsorgeklinik in Tannheim künftig über zwei neue Gruppen- beziehungsweise Therapieräume, einen dritten flexibel nutzbaren Raum, eine neue Holz-Therapie-Werkstatt und die dazugehörigen Sanitärräume.

Mit Spaß sind die beiden Geschäftsführer der Nachsorgeklinik Tannheim, Thomas Müller und Roland Wehrle (Mitte von links) mit ihren Spielzeuggitarren beim Luftballonlied zur Eröffnung des neuen Kinderhauses der Klinik dabei. Gesanglich unterstützt werden sie durch Ute Löschel, Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung der Nachsorgeklinik (rechts). | Bild: Cornelia Putschbach

Dabei gelang dem Architekten Michael Rebholz und seinen Mitarbeitern das Kunststück, das Kinderhaus auf einem Klinikgelände unterzubringen, das eigentlich schon längst am Rande seiner Platzressourcen angelangt ist.

Zentral zwischen den Hauptgebäuden gelegen und an das Haupthaus angebunden ließ man das Kinderhaus zu einem großen Teil im Erdboden verschwinden. Es wurde im Wesentlichen unter das umgebende Bodenniveau abgesenkt und unterirdisch in das Gelände eingebaut – und bekommt dennoch viel Tageslicht.

Die Apartments der Patienten, andere Therapieräume und auch die medizinische Abteilung sind durch die zentrale Lage des neuen Kinderhauses einfach zu erreichen.

Noch herrscht im oberirdisch sichtbaren Außenbereich des neuen Kinderhauses eine große Baustelle. Deshalb zeigen wir mit dieser Visualisierung, wie sich das neue Kinderhaus in das Klinikgelände einfügen wird. | Bild: Nachsorgeklinik Tannheim/Architekturbüro Rebholz

Mit 1,8 Millionen Euro Kosten rechnete man zunächst. Doch seit der ersten Planung sind in schwieriger Zeit die Baukosten, die Kosten für Baumaterialien, für Handwerksbetriebe und die Energie explodiert. 3,3 Millionen Euro musste die Klinik letztlich investieren.

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CLAUDIA PUTSCHBACH, Südkurier 29.12.2023

Im Alltag mit Kind geht manches unter: In Tannheim kann eine junge Mutter wieder Kraft schöpfen

Maria Paratore ist an Mukoviszidose erkrankt. Trotz neuer Medikamente ist die Krankheit nicht heilbar. Die Herzlichkeit in der Nachsorgeklinik Tannheim ist für sie ein wichtiger Therapiebaustein.

Wie oft Maria Paratore schon zur Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim war, kann die 33-jährige gar nicht mehr sagen. Seit Geburt leidet sie an Mukoviszidose. In den vergangenen Monaten haben ihr die Krankheit und etliche Infekte wieder einmal so zugesetzt, dass ein Reha-Aufenthalt dringend notwendig war, erzählt sie im Gespräch.

In der Nachsorgeklinik Tannheim ist sie Patientin der Reha 27 plus. Hier kommen Menschen, vor allem junge Erwachsene, zusammen, die, wie Maria Paratore mit einer angeborenen oder lebenslimitierenden und im Alltag einschränkenden chronischen Erkrankung leben. „In Tannheim fühle ich mich fast wie zuhause. Hier werde ich aufgefangen, hier kann ich mich gesundheitlich stabilisieren“, sagt Maria Paratore.

Was ist Mukoviszidose?

Mukoviszidose ist eine unheilbare, genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung, bei der zäher Schleim lebenswichtige Organe verstopft. Durch den Schleim in der Lunge ist diese anfälliger für Infekte und Entzündungen. Auch die Nahrungsaufnahme und das verstoffwechseln von Fetten sind durch die Erkrankung erheblich beeinträchtigt.

Mit zehn Jahren hatte sie sich zudem eine Herzmuskelentzündung eingefangen. Bei einer deshalb notwendigen Herzkathederuntersuchung riss die Mitralklappe, also das Einlassventil der linken Herzkammer teilweise ab. Außerdem trug die Scheidewand kleine Löcher davon. In einer Operation konnte das bald darauf wieder gerichtet werden. Doch auch wenn keine Folgen mehr spürbar sind, sind regelmäßige Kontrollen nach wie vor notwendig.

Seit rund drei Jahre nimmt Maria Paratore Kaftrio, ein Medikament, das zwar einen Quantensprung in der Behandlung dieser Krankheit bedeutet und die Lebensqualität auch bei der jungen Frau wesentlich verbessert, doch eine Heilung der Krankheit ist nicht möglich.

Die junge Frau ist Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Eine Vererbung der Erkrankung habe man durch vorherige Tests ausschließen können, weil der Vater kein Träger des krankmachenden Genes sei, ist sie froh.

Wie bei einem Kind in diesem Alter normal, schleppt auch Gabriel aus dem Kindergarten den einen oder anderen Infekt nachhause. „Für mich habe ich die Gefahr mich anzustecken wohl etwas zu locker genommen oder sie sogar ignoriert. Im Alltag passt solch ein Infekt einfach nie. Die richtige Zeit zum krank werden gibt es nicht und ich wollte sie mir natürlich auch nicht nehmen“, überlegt Maria Paratore rückwirkend.

Vor einem Jahr kamen zu den Infekten bei der Mutter Fieberschübe hinzu. Letztlich musste sie deshalb sogar ins Krankenhaus. Fast drei Wochen lag sie komplett flach.

Wieder auf den Beinen, war klar, dass sie das so viel Kraft gekostet hatte. Dass eine neuerliche Reha unumgänglich wurde.

Schnell stellte sich dann bei der Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim heraus, dass der Körper von Maria Paratore in den vergangenen Monaten wohl noch mehr Infekte durchmachte, als sie selbst wahrgenommen hatte. „Im Alltag funktioniert man oft einfach“, sagt sie. Man lebe „im Hier und Jetzt“ und lasse einiges, auch unbewusst, einfach schleifen.

In Tannheim könne sie „ihre innere Mitte wieder finden“, werde „wieder aufgepäppelt“, so die junge Mutter.

Ein großes Thema sei für sie diesmal vor allem die medizinische Trainingstherapie gewesen. „Die Physiotherapeuten machen klare Ansagen und nehmen kein Blatt vor den Mund“, erzählt Maria Paratore. Das habe ihr gutgetan, um ihre Therapie auch wieder mehr im Alltag zu planen und konkret einzubinden. Auch für Zuhause habe sie bereits wertvolle Tipps bekommen, um die Motivation aufrecht zu erhalten.

An der Nachsorgeklink Tannheim begeistert sie neben der fachlichen Kompetenz vor allem die Herzlichkeit der Mitarbeiter. „Die Einrichtung ist trotz ihrer vielen Bereiche familiär geblieben“, sagt Maria Paratore und ergänzt zum Beleg: „Nicht nur ich erinnere mich aus früheren Rehas an einzelne Mitarbeiter, auch sie erinnern sich an mich.“

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8. Dezember 2021, CORNELIA PUTSCHBACH, Südkurier

Eine ganze besondere Schule: Hier drücken Grundschüler und Gymnasiasten gemeinsam die Schulbank

An der Schule der Nachsorgeklinik in Tannheim haben die Lehrer einen besonders intensiven Draht zu den Schülern. Patienten und ihre Geschwister stehen hier gleichermaßen im Fokus.

Lucia Hoffmann-Bischof hilft Laurin Padeken bei seinen Mathematikaufgaben. Der Fokus des Unterrichts in der Nachsorgeklinik Tannheim liegt auf den Hauptfächern. | Bild: Cornelia Putschbach

Kleine Lerngruppen und Unterricht, der ganz individuell auf jeden einzelnen Schüler abgestimmt ist. Das sind ideale Bedingungen, von denen Schüler, Lehrer und Eltern in einer Schule träumen. In der Schule der Nachsorgeklinik Tannheim sind sie Realität. Mehr sogar, sie sind unbedingte Voraussetzung für den Schulbesuch während einer Reha.

Lucia Hoffmann-Bischof ist Schulleiterin der Klinikschule in Tannheim. Formell korrekt heißt die Klinikschule Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum für Schüler in längerer Krankenhausbehandlung (SBBZ SilK).

„Per Definition sind wir eine Schule, die sonderpädagogisch arbeitet“, erklärt die Schulleiterin, „Ein Großteil unserer Schüler hat keinen sonderpädagogischen Bedarf im landläufigen Sinne. Klinikschule bedeutet vielmehr immer Pädagogik in Ausnahmezeiten mit einem Blick für die besonderen und individuellen Bedürfnisse der Schüler.“

Lucia Hoffmann-Bischof, Schulleiterin Klinikschule Tannheim | Bild: Cornelia Putschbach

Schüler der Klinikschule sind die Patienten, aber auch ihre Geschwisterkinder. Nach Tannheim kommen Grundschüler ebenso wie Gymnasiasten, Berufsschüler und Schüler mit generellen sonderpädagogischen Bedarfen. Ebenso breit ist auch das Spektrum der acht Lehrer, teils in Teilzeit, der privaten Krankenhausschule Tannheim.

„Wir haben keine von anderen Schulen abgeordneten Lehrer. Alle haben sich bewusst für die Arbeit hier an dieser besonderen Schule entschieden und müssen miteinander die Gesamtheit des erforderlichen Fächerkanons abdecken“, berichtet Lucia Hoffmann-Bischof.

In den Unterrichtsräumen der Nachsorgeklinik Tannheim stehen Schulbücher aller Schulklassen und ganz vieler Schulfächer von Latein über Physik und Mathematik für Lehrer und Schüler bereit. | Bild: Cornelia Putschbach

Der Fokus des Unterrichts der Klinikschule liegt auf den Hauptfächern, gegebenenfalls erweitert auf Prüfungsfächer. Durchschnittlich werden 41 Schüler je Reha-Block an der Klinikschule unterrichtet.

Während der vierwöchigen Reha in Tannheim sollen keine (weiteren) schulischen Lücken entstehen. Versäumter Unterrichtsstoff kann aufgeholt werden. „Hier kann ich wieder anfangen, richtig zur Schule zu gehen“, so erleben Schüler hier Schule nach schweren Phasen ihrer Krankheit, berichtet die Schulleiterin.

Zwei Stunden für die Jüngeren, vier für die Älteren

Der Unterricht muss sich in den Therapieplan der Reha einfügen. Die jüngeren Schüler haben täglich zwei Stunden Unterricht. Bei den älteren sind es vier Stunden. Zusätzlich kann eine Lernzeit genutzt werden. Drei bis fünf Schüler werden in einer Gruppe unterrichtet.

Schüler beschreiben es so: „Das ist toll! Ich kann immer gleich fragen, und wenn ich etwas nicht verstanden habe, bekomme ich es noch einmal erklärt.“ Dank individueller Aufgabenplanung für die Schüler, die auch in Absprache mit der Schule zuhause stattfindet, sehr effektiv unterrichtet werden.

Jolina Schneider bearbeitet im Unterricht an der Nachsorgeklinik Tannheim englische Schulaufgaben. | Bild: Cornelia Putschbach

In Zeiten der Corona-Pandemie fand an vielen Schulen Fernunterricht statt. Wäre es also nicht auch eine Option für die Patienten, per Fernunterricht am Schulalltag zuhause teilzunehmen? Lucia Hoffmann-Bischof erteilt dem eine klare Absage: „Das würde dem Konzept der Reha widersprechen. Die Schule ist inhaltlich und organisatorisch ein Bestandteil der Reha. In den Therapieplan der Patienten bekämen wir das gar nicht integriert.“

Anne Gebhardt, Sonderpädagogin und stellvertretende Schulleiterin | Bild: Cornelia Putschbach

Zudem, so erklärt Anne Gebhardt, Sonderpädagogin und stellvertretende Schulleiterin, ist Schule an der Tannheimer Nachsorgeklinik nicht nur Unterricht. Die Lehrer sind in die interdisziplinären Fallbesprechungen mit Ärzten, Psychologen, Fachtherapeuten und Erziehern der Klinik eingebunden.

Das bedeutet, dass parallel zum Unterricht auch die Folgen der Belastung durch die schwere chronische Erkrankung Thema sind. Daher gibt es auch Beratung zur weiteren Schullaufbahn bis hin zur beruflichen Orientierung, zur Ausgestaltung eines Nachteilsausgleichs oder zum passenderen Lernort.

Im Klassenzimmer von Lehrerin Nicole Schwenk (Mitte) lernen an diesem Vormittag zeitgleich Ricarda Schormann-Dietmann (links) und Lucas Kunz (rechts) aus unterschiedlichen Jahrgängen und in verschiedenen Schulfächern. | Bild: Cornelia Putschbach

Das ist auch für die Geschwisterkinder immens wichtig. Die Krankheit eines Familienmitglieds hat auf sie oft erhebliche Auswirkungen, seien das solche psychologischer Art oder, weil zuhause schlicht die Zeit fehlt, sich um das gesunde Geschwisterkind gleichermaßen zu kümmern. Auch auf ihren Bedürfnissen liegt deshalb der Fokus einer Familienorientierten Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim.

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29. Dezember 2021, CORNELIA PUTSCHBACH, Südkurier

Ton, Holz und Farbe: Wie alltägliche Materialen in schweren Zeiten helfen

Jens Stoermer ist Therapeut: In der Nachsorgeklinik hilft er Patienten, Eltern und Geschwistern, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und ein Weg zum selbst Handeln zu entdecken – mit Kunst.

Beim Töpfern mit Kunsttherapeut Jens Stoermer blüht Selma auf. Der große Kakaokrug, den sie anfertigt, steht bei ihr für gemeinsame Zeit mit der Familie, für Wohlbefinden, für behütet sein. | Bild: Cornelia Putschbach 

Jens Stoermer ist einer von zwei Kunsttherapeuten der Nachsorgeklinik Tannheim. An diesem Vormittag töpfert er mit der elfjährigen Selma. Sie ist mit ihrer Familie zur Reha in der Klinik.

„Wenn ein Kind erkrankt ist, macht das etwas mit der ganzen Familie“, weiß Jens Stoermer. Die Kunsttherapie wird deshalb in Tannheim in unterschiedlichen Formaten angeboten: einzeln, in einer Gruppe, für eine ganze Familie oder auch für Paare. Sie eignet sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.

Die Ziele in der Kunsttherapie sind vielfältig. Wichtig ist es für viele Patienten Zeit zur Selbstreflexion zu finden. Antworten auf die Fragen finden: Was beschäftigt mich besonders? Was tut mir gut? Das ist der erste Schritt, das Sprechen über Wünsche, Erwartungen und Möglichkeiten in der Kunsttherapie.

Die Teilnehmer werden ermutigt selbstbestimmt zu handeln, sie sollen beispielsweise auch das Material aussuchen, mit dem sie arbeiten möchten. Die Möglichkeiten sind breit gefächert. Das kann, wie im Fall von Selma Ton sein, es kann aber auch mit Stein und Holz gearbeitet sowie gemalt werden. Jeder mit dem, was ihn inspiriert.

Jens Stoermer, Kunsttherapeut Nachsorgeklinik Tannheim | 

Bild: Cornelia Putschbach 

„Ich verstehe mich als Begleiter. Wohin die Entdeckungsreise geht, was Thema werden kann, bestimmt der Patient selbst. Ich sorge für hilfreiche Rahmenbedingungen“, erklärt Jens Stoermer.

Abstand von den alltäglichen Sorgen und Aufgaben zu erhalten, die Gedanken schweifen lassen, Zeit zur Muße finden, etwas für sich zu tun oder auch das Miteinander fördern – die Gelegenheit dazu besteht im Alltag einer Familie mit schwer erkranktem Kind selten.

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16. Juli 2021

KINDER bekommen VORFAHRT

Politik beweist Herz! Riesenfreude und Erleichterung löste die Nachricht aus, dass sich Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer gemeinsam mit dem Generalinspekteur Eberhard Zorn dazu entschieden haben, den geplanten Standortübungsplatz vor unserer Klinik n i c h t weiter zu verfolgen.


„Feststimmung“ herrschte somit beim Bekanntwerden der tollen und wichtigen Nachricht für unsere Kinder! Diese feierten wir mit den Kindern und Familien, die sich aktuell hier in Tannheim erholen. Der DANK gilt stellvertretend für alle betroffenen Kinder und Familien, die hier nun auch künftig Ruhe finden und so Kraft und neuen Mut für Ihre Schicksale schöpfen können. Danken wollen wir aber auch allen, die uns bei diesem schwierigen und langen Kampf unterstützt haben. Das kämpfen hat sich gelohnt.

14. November 2021

3…2…letzter Tag für Petition gegen den Standortübungsplatz der Bundeswehr

Der letzter Tag unserer Petition gegen den Standortübungsplatz der Bundeswehr in Tannheim ist angebrochen. Mit großen Erwartungen schauen wir nach vorne, denn mit fast 65.000 Unterschriften landet unsere Petition im Petitionsausschuss des Bundestages und damit in den Händen der Politik.

Das notwendige Quorum (50.000 Unterschriften) wurde dank einer Bloggerin aus Baden bei weitem übersprungen. Ihre Fans haben sich mit uns und unserem Anliegen solidarisiert. Mehr als 15.000 Stimmen sammelte Sie für uns in nicht einmal einer Woche. Wir sagen herzlichsten Dank und sind nun auf die Reaktionen der Politik in Berlin sehr gespannt. Wir halten Euch natürlich auf dem Laufenden!

Mit einem Ruhe ausstrahlenden Winter-Luftbild der Nachsorgeklinik Tannheim bedanken wir uns für Eure unschätzbare Unterstützung. Diese Ruhe wollen wir für unsere Patienten auch in Zukunft erhalten.

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VILLINGEN-SCHWENNINGEN 23. November 2020

Leben mit einer kurzen Zukunft: In der Nachsorgeklinik wird auch das Tabuthema Tod und Sterben angepackt

In der Nachsorgeklinik Tannheim müssen sich viele Patienten auch mit einer verkürzten Lebenserwartung auseinandersetzen.

Jochen Künzel im Gespräch mit dem jungen Mukoviszidose-Patienten Leon (links). Obwohl sich die Behandlungsmöglichkeiten und die Lebenserwartung in den letzten Jahren stark verbessert haben, ist diese Krankheit immer noch lebensverkürzend. Viele Jugendliche möchten sich damit auseinandersetzen, auch wenn es ihnen – wie Leon – aktuell gut geht. | Bild: Silke Weidmann

Der junge Mann lebte schon einige Jahre mit seiner Krebserkrankung, ist mit ihr erwachsen geworden. „Eine tolle Persönlichkeit, sonore Stimme, gutes Aussehen, die Frauenherzen sind ihm zugeflogen“, erinnert sich der Psychologe Jochen Künzel. Mehrmals ist er schon in Tannheim gewesen, als er bei seiner letzten Reha sagt: „Künzel, wir beide schreiben jetzt meine Trauerrede.“ Er bat den Psychologen, ihm in den Therapiestunden beim Verfassen der Rede zu helfen, später wollte er ein Handyvideo damit drehen. An seiner Trauerfeier, die er genau plante, sollte dieser Film dann in einem alten Kino gezeigt werden. Als es so weit war, ist Jochen Künzel selbst hingefahren. Der junge Mann hatte es nicht mehr geschafft, die Rede aufzunehmen, der Text aus Tannheim wurde vorgelesen. „Das war schon sehr berührend.“

Oft gibt es keinen passenden Gesprächspartner

Jochen Künzel ist seit 18 Jahren in der Nachsorgeklinik. Er leitet den psychosozialen Dienst. Die bundesweit einmalige Reha für Familien, die ein Kind verloren haben, hat er mit aufgebaut. Sein Beruf sei oft „harter Tobak“, bei dem man aufpassen müsse, dass man nicht zu viel davon mit nach Hause nimmt, sagt er. Wenngleich der Fokus in der Nachsorgeklinik darauf ausgerichtet ist, mit den Patienten Zukunftsperspektiven zu erarbeiten, hätten sie in den psychosozialen Therapien doch immer wieder festgestellt, dass das Thema Tod im Raum steht. Dass die Auseinandersetzung mit Krankheit und Sterben junger Menschen gesellschaftlich stark tabuisiert sei, stelle die Betroffenen vor große Probleme: Sie finden in ihrem Familien- und Freundeskreis oft kaum Gesprächspartner für die Auseinandersetzung mit dem Tod. Doch für viele sei das sehr wichtig. „Manchmal ist es ein letzter Akt der Selbstbestimmung,“ so Jochen Künzel. „Es ist unser Job, zu zeigen: da gibt es keine Tabus, keine No-Gos.“ Oftmals fänden die Betroffenen in der Reha das erste Mal Gegenüber, die dieses Thema „aushalten“.

Letzter Akt der Selbstbestimmung

Vor diesem Hintergrund ist das diesjährige Tannheimer Fachsymposium unter dem Titel „Auch die letzten Schritte brauchen Licht“ im Juni geplant. Das Symposium solle dazu beitragen, den Blick von Fachwelt und Öffentlichkeit für das Thema zu schärfen und gleichzeitig Raum für einen breiten Austausch bieten, so der Tannheimer Psychologe. Am 11. Juni findet der öffentliche Teil in der Neuen Tonhalle in Villingen mit Vorträgen und Informationsmöglichkeiten für Interessierte statt, tags darauf der zweite Teil mit Fachpersonal in der Klinik. Während bei vielen die Vorstellung präsent sei, dass eine Reha vor allem zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit diene, solle die Veranstaltung aufzeigen, wie wichtig und hilfreich eine Reha bei ungünstiger Prognose und nur noch kurzer Lebenserwartung sei. Auch bei längerer Perspektive sei eine Auseinandersetzung mit dem Thema Lebensende oftmals gewinnbringend für die Patienten“. 

Jochen Künzel appelliert: „Jeder darf seinen Weg des Umgangs mit dem Thema Tod und Sterben gehen.“ Seiner Erfahrung nach möchte sich nicht jeder offen damit auseinandersetzen. „Aber jeder, der es will, sollte die Personen, Räume und Settings finden, die er dafür braucht.“ Gerade weil die psychosoziale Beratung während der Reha mit den Betroffenen Strategien erarbeite, die ihnen im Alltag helfen, sei es eigentlich nicht relevant, ob dieser Alltag viele Jahrzehnte oder nur noch eine kurze Zeit dauere. Für die meisten Menschen sei Selbstbestimmtheit zu jedem Zeitpunkt wichtig. Auch wenn nur noch die Planung der eigenen Trauerfeier bleibt.Mehr zum Thema

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Leser-Spendenaktion für Tannheim-Klinik: Nachsorge-Einrichtung braucht Hilfe im Corona-Jahr mehr denn je

SÜDKURIER- und Alb-Bote-Leser unterstützen wieder die Nachsorgeklinik Tannheim, gebraucht wird ein neues Kinderhaus. Die Corona-Epidemie hat tiefe Spuren hinterlassen. Geschäftsführer Roland Wehrle sagt: „Für uns ist 2020 das schwierigste Jahr seit der Eröffnung. Wirtschaftlich, aber vor allem emotional ist das wirklich der Wahnsinn.“

Tannheim Nachsorgeklinik: Gruppenfoto mit Spielzeugwerkzeug an der Stelle, an der das neue Kinderhaus gebaut werden soll

Großprojekt Kinderhaus: Wofür die Spenden verwendet werden

Zwei Millionen Euro wird das geplante neue Kinderhaus wohl kosten. Die Tannheim-Geschäftsführer Thomas Müller und Roland Wehrle sind sich einig – in der Summe, wie im Ziel. Die Klinik ist längst zu eng geworden, ein neues Kinderhaus ist geplant. Vor allem neue Gruppenräume soll das bringen, Platz für Therapien, Platz auch fürs Personal, für Besprechungen, ganz einfach für einen noch sinnvolleren Klinikbetrieb.

Hoffen auf die Leser-Hilfe: Die Tannheimer hoffen jetzt natürlich auf die neuerliche Hilfe der SÜDKURIER-Leser. Sie werben mit einem dicken Dankeschön. „Die SÜDKURIER-Leser haben entscheidend zur Entwicklung unseres Hauses beigetragen“, formulieren Roland Wehrle und Thomas Müller. Die beiden beobachten im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung „ganz besondere Zuwendungen, auch das Jahr über ist das klar erkennbar“. Immer wieder profitiere das Haus gerade auch aus dieser Heimatregion von Nachlässen, aber auch von Sonderspenden wie im Sommer 2020.

Nachrüstung erforderlich: Die Nachsorgeklinik, die Therapien für die Krankheitsbilder Krebs, Mukoviszidose, schwere Herzprobleme und zusätzlich für verwaiste Familien anbietet, muss sich dauernd erneuen. Auflagen, Verschleiß, neue Erkenntnisse. Oder wie jetzt die Sache mit den Aerosolen im Corona-Jahr. Einige Diagnoseräume sind fensterlos, nun muss nachgerüstet werden. Raumluftfilteranlagen erfordern aber besondere Aufwendungen, 50.000 Euro für die Diagnostikräume und das medizinische Trainigszentrum. Das soll primär erledigt werden. Dann ist im Sommer 2021 der Spatenstich fürs Kinderhaus geplant. (tri)

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Es wird ERNST – jetzt benötigen wir jede Unterschrift!

In der Gemeinderatssitzung August 20 in Villingen-Schwenningen fielen zwei wichtige Aussagen der Bundeswehr, die unsere laufende Petition sehr wichtig macht:

  1. Oberstleutnant Lars Thiemann ging detailliert auf die Planungen ein – macht dabei aber gleich zu Beginn deutlich: Die Einbindung der Bevölkerung im Vorfeld sei nicht üblich – man habe sich nun aber dazu entschieden.
  2. Auf Nachfrage von Frank Bonath (FDP), muss Oberst Herfried Martens, aber ebenso eingestehen: eine politische Einflussnahme sei möglich, darüber könne man seine Belange einbringen.

Deshalb – jetzt zählt jede Stimme für unsere Petition! Bitte unterstützt unser Anliegen. Hier geht es zur Petition:

https://www.openpetition.de/petition/online/keine-panzer-in-der-naehe-der-nachsorgeklinik-tannheim?fbclid=IwAR3FmkMss6Xnjb7ekI0hc0WRQVuUwh2oRGZLYummk_G4vnNOJSQ5_K7HqMo

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6. November 2020

Standortübungsplatz der Bundeswehr bedroht Nachsorgeklinik Tannheim in ihrer Existenz

Bundeswehr Luftlininemessung

Auf Corona-Finanzsorgen folgt ein Standortübungsplatz – der Nachsorgeklinik Tannheim bleibt derzeit nichts erspart! Gerade drei Kilometer von der Klinik entfernt sind Schießanlagen für Panzerfäuste, Granatpistolen und Handgranaten sowie Anlagen für Waldkampfübungen geplant. Etwa 740 Fußballfelder groß soll ein neuer Standortübungsplatz werden, der die unter enormen Mühen realisierte Einrichtung für krebs-, herz- und mukoviszidosekranke Kinder massiv in ihrer Existenz bedroht. Und im Gegensatz zum SC Freiburg dürfte die Bundeswehr auf ihren „Fußballfeldern“ sogar nachts aktiv werden. Die Tannheim-Geschäftsführer Roland Wehrle und Thomas Müller, die Mitarbeiter und Patienten sind tief betroffen. „Ein Standortübungsplatz in der Nähe von Tannheim? Das ist der schiere Wahnsinn!“ So denkt nicht nur die Klinik-Geschäftsführung, sondern ebenso die Bevölkerung im Großraum Villingen-Schwenningen mit Tannheim und Brigachtal.

Die für den Heilungsprozess so wichtige Ruhe im Umfeld der Nachsorge­klinik werde durch das Vorhaben zerstört, sind sich die Geschäftsführer mit den Unterzeichnern einer Online-­Petition einig. Ziel der Petition ist es, Verteidigungsministerin Kramp-­Karrenbauer dazu zu bewegen, einen anderen Standort für den Übungsplatz durchzusetzen. Ihr liegt zudem ein Protestschreiben der Nachsorgeklinik Tannheim und der Deutschen Kinderkrebsnachsorge vor. ­Besonders pikant: Von den Plänen der Bundeswehr hat die Nachsorge­klinik im Juli des Jahres aus der Presse erfahren.

DAS ÜBUNGSGELÄNDE IST AUF „HÖCHSTER EBENE“ BEREITS GENEHMIGT

Mit dem in seinen Grundzügen ohne Beteiligung der Öffentlichkeit bereits genehmigten Übungsplatz, soll der Standort Donaueschingen gestärkt werden, so die Bundeswehr im Juli des Jahres vor dem Gemeinderat der Stadt Villingen-Schwenningen. Ein Oberst machte klar: Zwar müsse noch eine Prüfung auf Umweltverträglichkeit, zum Artenschutz und eine Lärmprognose erfolgen, doch sei die Entscheidung auf höchster politischer Ebene grundsätzlich getroffen. Es handele sich um eine Ausnahme, dass vorab die Öffentlichkeit informiert werde. Bemerkenswert ist weiter: Der Standortübungsplatz würde mitten im Naturschutzgroßprojekt Baar liegen, das die Bundesregierung mit sechs Millionen Euro gefördert hat.
Ein wenig Spekulation sei an dieser Stelle erlaubt: Die frühere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat den wohl während ihrer Amtszeit auf den Weg gebrachte Standortübungsplatz even­tuell sogar bereits begutachten können: Sie reiste im August 2018 als Ehrengast zum Donau­eschinger Reitturnier und führte am Rand des Turniers Gespräche mit dem Haus Fürstenberg, dem CDU-Bundestags­abgeordneten Thorsten Frey und Donau­eschingens Oberbürgermeister Erik Pauly – über welche Themen ist nicht bekannt.

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Sparda-Welt mit Astrid Fünderich produzieren Beitrag zu 20 Jahre Nachsorgeklinik Tannheim

Am Jubiläum sah man viele Kameras auf dem Gelände der Nachsorgeklinik. Alle waren sehr gespannt, was da alles aufgeschnappt und kommentiert wurde. Vor wenigen Stunden kam nun das Ergebnis und alle wollten den Beitrag sofort sehen. Ein mehr als gelungener Filmbeitrag zum 20 jährigen Jubiläum. Was da alles auf die Beine gestellt wurde, kann man erst mit einen gewissen Abstand realisieren. An alle Beteiligen, auch vom Förderverein, nochmals ein herzliches Dankeschön. Es hat auch uns sehr gefallen und wird sicher eine bleibende Erinnerung sein..

 
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Nachsorgeklinik Tannheim

Modern und freundlich

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Die Nachsorgeklinik Tannheim steht für das von ihr maßgeblich begründete Konzept der familienorientierten Rehabilitation. Der Leitspruch lautet: „DER PATIENT HEISST FAMILIE“. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Klinik Tannheim deutschlandweit als eine erste Adresse der familienorientierten Nachsorge für Familien mit krebs-, herz- und mukoviszidosekranken Kindern etabliert.

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Die 1997 eröffnete Klinik verfügt über 152 Betten. Die Familien sind in modernen Appartements untergebracht, die über Bad/WC, Teeküche sowie Telefon/Notruf verfügen. Rund um die Uhr besteht ein Notdienst. Über lichtdurchflutete, freundliche Flurbereiche sind die Appartements mit dem Hauptgebäude verbunden.Tannheim-Klinik3

Die bauliche Ausgestaltung der Nachsorgeklinik sorgt für eine warme, fami­lienfreundliche und kommunikative Atmosphäre. Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht ein eigener jugendgerechter Bereich zur Verfügung.
Die Nachsorgeklinik Tannheim beschäftigt über 150 Mitarbeiter und bietet zudem zahlreiche Ausbildungsplätze. Sie ist eine hervorragend ausgestattete Nachsorgeeinrichtung – ein Haus in dem man sich beschützt und wohl fühlt.