5. Januar 2023
Unser ganzer Stolz sind acht Therapiepferde
Nach kurzer Weihnachts- und Silvesterpause geht es diese Woche wieder an die Therapiearbeit. Diesen kurzen Moment der Ruhe genossen alle unsere Pferde – natürlich bei Sonnenschein auf dem Allwetterplatz.

Man kann es allen Pferden ansehen, es geht Ihnen in Tannheim sehr gut. Ermöglicht haben zahlreiche Spender und Spenden diese außergewöhnlich gepflegte Pferdeanlage. Ein sehr beachtetes Aushängeschild der Nachsorgeklinik Tannheim.






Die letzten Tage haben sie noch einmal ausgiebig genossen, um für die ersten Patienten in 2023 motiviert bei der Sache zu sein.
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Warum gerade Pferde für die tiergestützte Therapie?
Pferdepflege, ein wichtiger Aspekt in der Reittherapie. Hierbei geht es nicht nur darum, ein Pferd sauber zu halten. Es geht vielmehr um Dinge wie: Kontaktaufnahme, Abbau von Berührungsängsten, Erleben von Körpernähe oder das Erlernen von Handlungskompetenzen. Pferde sind sehr soziale Wesen. Sie haben sich als Fluchttier hoch spezialisierte Wahrnehmungs-und Verhaltensweisen angelernt. Deshalb können sie bei ihrem Gegenüber sofort emotionale Spannungsfelder wahrnehmen und sich entsprechend darauf einstellen.

Diese Fähigkeit der Pferde, uns unsere innere und äußere Haltung ständig widerzuspiegeln, bietet die Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung. Für uns als Therapeuten dient das Pferd als Co-Therapeut, das uns spiegelt und Feedback gibt. Das Pferd fordert uns zu einer eindeutigen Kommunikation und Klarheit auf.
Für das Pferd ist es nicht wichtig, was ein Mensch erlebt hat, sondern wie er sich im Augenblick fühlt, und wie authentisch er sich gibt.
Pferde lassen sich nicht durch vordergründige Äußerlichkeiten täuschen.
Pferde reagieren auf Gestik, Stimme, Atmung, Stimmungssignale, Körperspannung und die Echtheit der Beziehung.
Das Pferd bricht schnell Abwehrmechanismen bei Kindern, da es einen sehr hohen Aufforderungscharakter hat.
Das Pferd schafft immer eine beruhigende, motivierende Atmosphäre, zumal es von Natur aus neugierig und freundlich ist.




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Bestehende Einschränkungen einfach vergessen
Die Reittherapie der Nachsorgeklinik Tannheim ermöglicht beeinträchtigten Kindern therapeutische Reitstunden, die neben dem Spaß auch besonders erfolgreich auf die Physiognomie der „Reiterin oder des Reiters“ einwirken.

Durch den engen Kontakt zum Therapiepferd entsteht das Kindheitsgefühl, „getragen“ zu werden. Es stabilisiert das innere und äußere Gleichgewicht und stärkt so das eigene Selbstvertrauen sowie den Mut für eine neue Zukunft. So stärken wir die Teilnehmer für die täglichen Herausforderungen und vermitteln neuen Lebensmut.
Der dreidimensionale Gangrhythmus eines Pferdes überträgt sich auf den Reiter so extrem, dass Gleichgewichts- und Sinneserfahrung insbesondere bei beeinträchtigten Menschen zu großen Erfolgen führen. Schmerzvolle Verspannungen aber auch Angstzustände jedweder Art lassen sich hierdurch äußerst erfolgreich therapieren. Bestehende Einschränkungen treten in diesen Therapiestunden gewollt in den Hintergrund und führen oftmals zu überraschenden und meist zu nicht gekannten Fähigkeiten des Kindes. Diese Ergebnisse machen uns besonders stolz und unterstreichen die Bedeutung der Reittherapie.



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Unsere Therapiepferde in Tannheim
Wir hoffen die Pferdevorstellung zur Reittherapie der Nachsorgeklinik Tannheim hat Euch gefallen.
Sonne satt? Davon bekommt unser Pferd Leon nie genug! Er liebt es in der schönen, warmen Sonne zu stehen:

Rasse: Friese
Geschlecht: Wallach (männlich)
geboren: 20.05.2011
Eigenschaften: verschmust, stark besonnen
Größe: 1,70 m
Er ist außerdem das größte Pferd in unserer Pferdegruppe
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„Bewegung ist das A und O“ – nach diesem Lebensmotto lebt unser kleiner Lukas:

Rasse: Dartmoor Pony
Geschlecht: Wallach (männlich)
geboren: 28.05.2009
Eigenschaften: bewegungsfreudig, sensibel
Größe: 1,15m
PS: Lukas ist der Kleinste von unserer Pferdegruppe
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Bei wem kommt der Spaß nie zu kurz? Bei unserem großartigen Chek!
Wir stellen unseren treuen Chek vor:

Rasse: Friesenmix
Geschlecht: Wallach (männlich)
geboren: 13.04.2004
Eigenschaften: neugierig, frech
Größe: 1,45 m
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Sie liebt es mit Menschen zu arbeiten, wer das wohl sein mag?
Dürfen wir vorstellen, unsere liebe Riba

Rasse: Quarter Horse
Geschlecht: Stute
geboren: 04.06.2010
Eigenschaften: sensibel, menschenbezogen
Größe: 1,48 m
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Unser kleiner Snoopy stellt seinen Arbeitskollegen und Freund Magic vor
Kuscheln? Da seid ihr bei unserem kuschelbedürftigten Magic genau richtig:

Rasse: Connemara,
Geschlecht: Wallach (männlich),
geboren: 20.04.2005,
Eigenschaften: verschmust, neugierig,
Größe: 1,48 m
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Täglich meistern sie eine wahnsinnige tolle Arbeit und helfen den schwer, chronisch kranken Patienten der Nachsorgeklinik Tannheim während ihrer Reha und zaubern ihnen ein Lächeln ins Gesicht. 💛
Wir beginnen mit unserem kleinsten, fleißigen Helfer:

Unser lieber Snoopy
Rasse: Reitpony
Geschlecht: Wallach (männlich)
geboren: 23.02.2002
Eigenschaften: gelehrig und neugierig
Größe: 1,24m
PS: die Größe, auch Stockmaß genannt, wird bei einem Pferd vom Huf bis zum Widerrist gemessen.
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Geborgenheit gibt Patienten die KRAFT für einen NEUANFANG


Psychologen bezeichnen Geborgenheit als zentrales Lebensgefühl. Seine Definition umfasst die Begriffe Sicherheit, Wohlgefühl, Vertrauen, Zufriedenheit, Akzeptanz und Liebe durch andere. Psychologen und Pädagogen betrachten die Erfahrung von Geborgenheit in der Kindheit als wesentlich für die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit. Zudem ist Geborgenheit eine Grundvoraussetzung für das kindliche Spiel. Lebenskonflikte, die wir mit den vielen Facetten der Reittherapie nahezu täglich gemeinsam mit Kindern auszuräumen versuchen.


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Reittherapie als ganzheitliches Angebot hat sich bewährt

Der Kontakt zu Tieren und speziell das Reiten wird in der Nachsorgeklinik Tannheim gezielt für die Therapie von Kinder und Jugendlichen und ihren Familien eingesetzt. Das Angebot maßgeblich mit aufgebaut hat Diplom-Reitpädagoge Arnold Seng. Der 52-Jährige ist fast 20 Jahre in der Nachsorgeklinik tätig. Schritt für Schritt sind der Therapiestall sowie ein Angebot entstanden, das es so wohl kein zweites Mal in einer Rehaklinik gibt. „Wir haben einen guten Ruf, bieten auf der Anlage einen hohen Standard und hygienische Bedingungen an“, erläutert Arnold Seng. Denn die Reittherapie nehmen auch Patienten in Anspruch, deren Immunsystem durch eine Krankheit wie Mukoviszidose oder vorangegangenen Chemotherapie zur Behandlung von Krebsleiden noch angegriffen ist. Solche Patienten dürfen im Außengelände reiten.
Gefragtes Angebot Das Angebot selber ist begehrt. Da die Leistung von den Krankenkassen nicht bezahlt wird, tragen kleine und große Spenden zur Finanzierung bei. „Wir bekommen regelmäßig Anfragen von außen, ob noch Plätze in der Reittherapie frei sind, aber dafür haben wir keine Kapazitäten.“ Wegen der Corona-Pandemie gelten verschärfte Hygiene- und Schutzbestimmungen im Klinikbetrieb. „Die Patienten fühlen sich deswegen sicher und gut aufgehoben – diese Rückmeldung bekommen wir immer wieder.“ Einen wichtigen Anteil am Funktionieren des Angebotes habe der Förderverein Deutsche Kinderkrebsnachsorge. Denn der Verein investiert in die Reitanlage, bezahlt Tierarztrechnungen und finanziert noch weitere Dinge, die für den Betrieb des Therapiestalles unerlässlich sind, betont Arnold Seng.
Der große Einsatz hat sich angesichts der schmucken Anlage gelohnt. Entstanden ist sie aus kleinen Anfängen: einem Streichelzoo. Den gibt es mit Esel, Ziegen, Hasen und Meerschweinchen zwar noch immer – aber eingebunden in ein großes Ganzes. „Uns stehen derzeit drei Großpferde, zwei Pferde mittlerer Größe und zwei Ponys zur Verfügung“, erzählt Seng. Neben ihm als Leiter der Reittherapie sind Hippotherapeutinnen (das sind Behindertenreitsportlehrerinnen) dort tätig. Mit Unterstützung von geringfügig Beschäftigten wird gewährleistet, dass die Tiere auch am Wochenende gut versorgt sind.
Umfangreiches Angebot Die Therapien werden als Einzeltermine (45 Minuten) oder Gruppentermine (90 Minuten) angeboten. Zum Freizeitangebot gehören das sonntägliche Ponyreiten, Reiten für Erwachsene und Fortgeschrittene – wenn Platz ist. „Es gibt auch Selbsterfahrung mit dem Pferd. Denn das Tier merkt schnell, wenn sich der Reiter nicht durchsetzen kann beziehungsweise verweigert sich bei zu harscher Behandlung“, so Seng. Mit Patienten und ihren Familien hat der Reitpädagoge bereits viele anrührende Erlebnisse gehabt. „Es fließen so manches Mal Tränen. Auf einem Pferd fühlt man sich getragen. Man muss aufrecht sitzen, das öffnet den Körper. Und das ist gerade für verwaiste Eltern eine eindrückliche Erfahrung, wenn sie sich nach langer Zeit mal wieder aufrichten.“ Erwachsene seien oft erstaunt, was ihre Kinder mit und auf dem Pferd in der Rehaphase leisteten. „Die Patienten sitzen auf dem Pferd, und die Augen funkeln vor Freude.“ Die Reha dauert vier Wochen. Für Arnold Seng ist es eine besondere Bestätigung, wenn die Eltern sagen: „Wir machen damit weiter“. Die Reittherapie sei ein ganzheitliches Angebot. In interdisziplinären Besprechungen mit anderen Abteilungen der Klinik bekomme er aus allen Abteilungen Rückmeldungen zu einem Patienten. Bei Geschwistern von schwer kranken Kindern habe er erlebt, wie sie durch den Umgang mit den Tieren aufblühen. „Die stehen dann auch mal im Mittelpunkt, weil sie gesehen und gehört werden.“ Beim Reiten gehe es außerdem um Mobilisation und Muskelaufbau. „Patienten mit Mukoviszidose oder mit Prothesen werden trainiert, ohne dass sie es merken, durch die Bewegung auf dem Pferd an der Longe.“ In vier Wochen Reha könne man keine Wunder bewirken, aber eindrückliche Erlebnisse bestätigen den Wert der eigenen Arbeit. „Ich erinnere mich an ein Kind, das war total schüchtern als es hier ankam. Mit der Zeit hatte sich das zwar etwas gelegt, aber mehr auch nicht. Nach drei Monaten rief mich die Mutter an und berichtete, das Kind sei wie umgedreht in der Schule und habe dort inzwischen viele Freunde.“ Die Nachsorgeklinik mache auch wichtige soziale Angebote. Das gebe den Familien Kraft zum Weitermachen. „Jeder hier hat seinen Anteil daran.“ Wegen Corona beschäftige jeden Mitarbeiter die Frage, welchen Kontakten man sich überhaupt noch aussetze – mit Blick auf die Patienten in der Klinik.
Wichtig ist für Arnold Seng, dass es den Pferden gut geht. „Wir machen die Pläne so, dass die Pferde nicht öfter als zwei oder drei Mal am Tag eingesetzt werden.“ Jedes Tier werde einmal täglich trainiert. Aufgrund des guten Rufes des Stalles gelinge es oft, Pferde auf Probe zu bekommen, um deren Charakter und Können besser kennenzulernen. „Sie müssen gut trainiert und nicht schreckhaft sein.“ Sollte ein Pferd aufs Altenteil müssen, werde dafür gesorgt, dass sie den Rest ihres Lebens in einer guten Umgebung verbringen könnten. Gestern sind neue Patienten und ihre Familien in der Nachsorgeklinik eingetroffen. Vier Wochen Zeit, um Kraft zu tanken für einen von Krankheit geprägten Alltag.coh
Ein Artikel aus der Südwest Presse / Die Neckarquelle Villingen-Schwenningen vom 24. November 2020. Copyright Hermann Kuhn GmbH & Co. KG 2020.
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Was ist Hippotherapie?
Die Hippotherapie ist als Form des Therapeutischen Reitens ein pferdegestütztes, physiotherapeutisches Verfahren, bei dem speziell ausgebildete Therapiepferde eingesetzt werden. Sie wird in allen Altersgruppen bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems, des Stütz- und Bewegungsapparats eingesetzt. Diese Therapieform des Therapeutischen Reitens findet in der Gangart Schritt statt.

Hierbei werden dreidimensionale Schwingungen auf das Becken des Menschen übertragen. Die dadurch entstehenden Impulse ermöglichen das Training der Haltungs-, Gleichgewichts- und Stützreaktionen sowie eine Normalisierung der Muskelspannung. Dadurch können eine Vielzahl von Alltagsaktivitäten positiv unterstützt und somit dem Patienten ein Stück Lebensqualität zurückgegeben werden.




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Einblicke in die Hippotherapie:
Madleine kann aufgrund ihrer Krankheit, nur noch mit Hilfe ein paar Meter gehen. Ihre
Beinmuskulatur ist so in Spannung, dass ihr die Spreizung fast nicht möglich ist. Mit Hilfe unseres Lifters, hat sie trotzdem die Möglichkeit auf das Pferd zu kommen. Die Bewegung des Pferdes löst etwas die Spannung in den Beinen und ihr Rumpf wird trainiert. Außerdem ermöglicht es ihr, die Welt von oben zu entdecken und sie ist nicht auf ihren Rolli angewiesen.
Jasmin hat plötzlich einschießende Spastiken im ganzen Körper. Diese kann Sie nicht
steuern. Ihre Muskeln verkrampfen und strecken sich. Auch Jasmin wird mit dem Lifter auf das Pferd *geflogen*. Der Transfer ist anstrengend für sie, da sich der ganze Körper streckt. Auf dem Pferd setzt sich die Therapeutin hinter Sie. Es ist ein kleines Wunder, nach 15 min auf dem Pferd, entspannen sich ihre Muskeln und werden ganz weich. Jasmin kommt zur Ruhe und lächelt zufrieden. Leider war am Ende unser Fotograf nicht mehr anwesend, um dies zu fotografieren.
Ein Respekt an unsere geduldigen Pferde, die besten Therapeuten überhaupt.


Therapiestall
Der Therapiestall der Nachsorgeklinik Tannheim besteht aus dem Stallgebäude, einem Reitplatz, einer Therapie-Reithalle und mehreren Koppeln. Es stehen für das Reitangebot fünf Großpferde und zwei Ponys zur Verfügung. Außerdem beherbergt der Therapiestall Hühner, Hasen, Meerschweinchen, Ziegen und die Eselin Clara. Sie werden in Kürze im neuen Streichelzoo mehr Bewegungs- und Kontaktmöglichkeiten zu den Tannheim-Kindern erhalten.
Heilpädagogisches Reiten
Unterricht